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Beigbeder: 39,90

Dieses Buch erschien vor mehr als zwanzig Jahren (was man unter anderem daran merkt, dass die schwerreiche Hauptfigur eine Stereoanlage mit „6fach-CD-Wechsler“ und, aus heutiger Sicht besonders witzig, ein Handy „mit integriertem Faxmodem“ besitzt …).

Ich würde „Neununddreißigneunzig“ dem Genre der „Ho-ho-wie-krass-Literatur“ à la Houellebecq zuordnen (der Beigbeder, laut Wikipedia, „aufgefordert“ haben soll, dieses Buch zu schreiben – und zudem darin zitiert sowie in der Danksagung erwähnt wird). Nichtsdestoweniger ist es ein passagenweise brillantes Werk.

Der Werber Octave Parango hasst seine Berufstätigkeit, sieht in der Werbung eine satanische Macht, die für nahezu alles Böse in der Welt verantwortlich ist. Dennoch scheint er sich von seinem Job letztlich nicht lösen zu können. Das Ende ist düster.

Ausgehend von diesem einen Buch – das heißt, ohne seine anderen Werke zu kennen – würde ich sagen, Beigbeder ist mehr Essayist bzw. Texter als Romancier.

Die stärksten Abschnitte von „Neununddreißigneunzig“ sind die Reflexionen über die Welt der Werbung und die in den Text eingestreuten Beschreibungen (hoffentlich) fiktiver Werbespots. Besonders bei Letzteren zeigt sich der Autor als Meister des schwarzen Humors (ein Humor, der, in der Beigbeder’schen Ausprägung, allerdings nicht ganz leicht erträglich ist).

Das literarische Personal und die Schauplätze bleiben dagegen eher blass. Die Charaktere wirken zum Teil auch unglaubwürdig: Die Prostituierte Tamara, die wichtigste weibliche Figur, präsentiert sich dem Leser in einer Szene ungefähr in der Mitte des Buches als sensibel und verletzlich, nur um wenige Seiten später eine Rentnerin mit einem Judogriff aufs Kreuz zu legen. Auch dass Parango nach seinem sozialen Abstieg mit einem Mal von Vaterschaft träumt (zuvor hat er seine Freundin verstoßen, weil sie schwanger war), kauft man dem Erzähler nicht so recht ab. Es ist zwar psychologisch nicht völlig unwahrscheinlich, wirkt aber doch aufgesetzt und wie der Versuch, dem Roman durch eine Art Läuterung des Protagonisten eine Abrundung zu geben.

Trotz dieser Schwächen finde ich „Neununddreißigneunzig“ lesenswert als gelungene – wenngleich natürlich sarkastisch überspitzte – Kapitalismuskritik. Es ist indes mit Sicherheit kein Buch, dass den Leser mit einem guten Gefühl entlässt. Hier mag man einwenden, dass dies kein literarisches Kriterium und auch bei zahllosen Werken der Weltliteratur der Fall sei. Das stimmt. Ich kenne jedoch kaum einen nihilistischeren Text als diesen Roman. Die „Moral“ des Buches ließe sich in etwa wie folgt zusammenfassen: „Egal, was du tust, du wirst verzweifeln und dann wahrscheinlich Selbstmord begehen (was angesichts des Zustands dieser Welt ohnehin das Beste ist).“

Rückblick Meißen

Der Autor mit leicht irrem Lachen und großer Wasserkaraffe 🙂 … (Foto: Julia Kulewatz)

„Hof“ klingt für mich irgendwie nach Abgeschiedenheit und Menschenleere – was zu meinem Text in gewisser Weise gepasst hätte, zu einer Lesung allerdings eher nicht.  

Doch war der Innenhof der „Landbäckerei Krell“ zum Glück gut besucht, als ich dort aus meinem Roman vortrug – vergangenen Samstag, im Rahmen des Literaturfests Meißen.

Nach einem Abstecher zum Stand des Mirabilis-Verlags auf dem Heinrichsplatz steuerte ich später noch – mit zwei Dritteln des kul-ja-Teams (und einigen Mirabilis-Neuerscheinungen im Gepäck) – einen anderen keineswegs menschenleeren Hof an, den „Brunnenhof“, um die Lesung meines Verlagskollegen Jörn Hühnerbein zu hören. Der besondere Reiz von Jörn Hühnerbeins Prosastücken besteht aus meiner Sicht in dem Kontrast zwischen einem äußerst nüchternen Ton und der vollkommenen Absurdität des Beschriebenen – so etwa in der Miniatur „Im Kühlschrank“, wo ein Mann sich den eigenen Kühlschrank zum neuen Wohnsitz erkoren hat.  

Radio Free FM

Der Mythos wird auf Radio Free FM vorgestellt: In der nächsten Ausgabe von Jörg Neugebauers Sendung Klassisch modern (Sendedatum 13. 6. 23, 11.00 Uhr).

Soll ich mich übrigens geschmeichelt fühlen, zusammen mit Kafka zumindest in einem Rundfunkbeitrag vorzukommen? 🙂

Meißen

Neulich schrieb ein Autoren-Kollege auf Facebook, es sei ihm endlich einmal gelungen, eine Veranstaltung anzukündigen, bevor sie stattfindet. Ich konnte den Hintergrund dieser Mitteilung gut nachvollziehen. Nun also, noch rechtzeitig: Ich lese auf dem Literaturfest Meißen – am Samstag, den 10. Juni, ab 16 Uhr („Bäckermeisters Innenhof“, Neugasse 54). Natürlich aus meinem gerade erschienenen Roman Ein Mythos von mir.

Am selben Tag, aber um 18 Uhr, liest übrigens auch mein Verlagskollege Jörn Hühnerbein aus seinem Kurzprosa-Band Tagebuch für später („Jahnaischer Freihof“, Freiheit 1 (Brunnenhof)).

Gott als Erzähler

„Wenn Gott die Geschichte des Universums erzählen könnte, würde das Universum zu einer Fiktion werden.“

Quellennachweis: E. M. Forster, Ansichten des Romans, Frankfurt am Main 1962; S. 64.

„Ansichten des Romans“ („Aspects of the Novel“) ist ein Werk, das in der englischsprachigen „Creative Writing“-Literatur häufig zitiert wird. Es handelt sich dabei um Vorlesungen, die der Romancier E. M. Forster (1879-1970) 1927 in Cambridge hielt.

kul-ja! publishing in Mainz

Ich wollte darauf hinweisen, dass kul-ja! publishing auf der Mainzer Minipressen-Messe (fast ein Zungenbrecher 🙂 …) vertreten sein wird, die vom 18. bis zum 21. Mai stattfindet. Ein Besuch am Stand (N03) lohnt sich mit Sicherheit. Ich sage das auch, aber keineswegs nur, weil in diesem Verlag gerade ein Buch von mir erschienen ist. kul-ja! publishing bietet ein ungewöhnlich breites literarisches Spektrum, das vom Spannungsroman über kurze Prosa und Lyrik bis hin zum Essay reicht. Ein weiteres hervorstechendes Merkmal ist die schöne grafische Gestaltung der Bücher – dass sie zudem „kul“ sind, bedarf ja nicht der Erwähnung …

Rückschau: Hesseneck-Lesung

Kurze Bilanz der gestrigen Lesung im „Hesseneck“:

Positiv: viele Zuhörer, sehr engagierte Unterstützung durch das „Hesseneck“-Team – und wir hatten mit Manfred Momberger wieder eine hervorragende musikalische Begleitung …

Nicht ganz so positiv: Der Büchertisch wurde komplett übersehen … Aber man kann wohl nicht alles wollen/haben …

Roman erscheint später

Der Roman erscheint ein paar Tage später als geplant. Ich teile dies vor allem im Hinblick auf die Lesung am kommenden Sonntag mit: Man wird das Buch bei dieser Veranstaltung leider noch nicht kaufen können. Es kann – und sollte! 🙂 – aber bereits vorbestellt werden.

Ein Tag für die Literatur (hr2)

Ich möchte gern zu einer weiteren Plan-B-Lesung einladen, diesmal im Rahmen des Festivals Ein Tag für die Literatur, ausgerichtet vom Hessischen Rundfunk (hr2-kultur): Die Veranstaltung findet am Sonntag, den 7. Mai, ab 16 Uhr im Hesseneck statt. Es lesen: Tessa Schwartz, Gloria Frink, Viktor von Hynthersin, Ira Kulani, Martina Weyreter und ich. Musikalisch begleitet werden wir von Manfred Momberger.

Da in wenigen Tagen mein Roman Ein Mythos von mir erscheint, wird dies für mich aller Voraussicht nach die erste Lesung aus dem fertigen Buch sein (aus dem Manuskript habe ich schon einige Male vorgetragen).

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